High-Budget-Wanderlust: Die Schweizer Art zu reisen

Lugagge

Ein Beitrag von Christin Freitag

Die Schweiz, bekannt für ihre wirtschaftliche Stärke und den hohen Lebensstandard ihrer Einwohner, ist ein attraktiver Quellmarkt für internationale Reiseanbieter. Trotz der Anziehungskraft ihrer eigenen wunderschönen Landschaften zieht es die Schweizer nach dem Ende der Pandemie wieder verstärkt in die Ferne. Mit großzügigen Urlaubsbudgets und einem ausgeprägten Erkundungsinteresse sind sie eine begehrte Zielgruppe. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf das Reiseverhalten der Schweizer im Jahr 2024 und was Touristiker beachten sollten, um diesen Markt anzusprechen.

Wieviel geben Schweizer für ihren Sommerurlaub aus?

Laut einer aktuellen Studie von HelloSafe, einem Schweizer Vergleichsportal für Finanzprodukte, haben Schweizer Haushalte für den Sommerurlaub 2024 ein durchschnittliches Budget von CHF 4.041 geplant, was eine Steigerung von 21,1 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt und die europäischen Durchschnittswerte übertrifft. Schweizer Reisende beabsichtigen auch, länger Urlaub zu machen, im Durchschnitt 2,3 Wochen im Vergleich zu den europäischen 2 Wochen. Dieser höhere Ausgabentrend unterstreicht die starke wirtschaftliche Position der Schweiz und ihre Priorisierung von Freizeit und Reisen. Der Global Wealth Report von Credit Suisse und UBS aus dem Jahr 2023 hob hervor, dass jeder erwachsene Schweizer Bürger im Jahr 2022 ein durchschnittliches Vermögen von über 685.000 US-Dollar hatte, einschließlich finanzieller Vermögenswerte und Immobilien. Das Land beheimatet 1,1 Millionen Dollar-Millionäre, wohingegen Deutschland, einem Land, das bevölkerungsmässig fast zehnmal grösser ist als die Schweiz, „nur“ 2,6 Millionen Millionäre im Jahr 22 zählte. Der Schweizer Reichtum konzentriert sich insbesondere in Gebieten wie dem Zürichsee, Bern, Genfersee, Basel, Bodensee und im Tessin.

Der Global Wealth Report von Credit Suisse und UBS aus dem Jahr 2023 zeigt, dass jeder erwachsene Schweizer Bürger im Jahr 2022 über ein durchschnittliches Vermögen von mehr als 685.000 Dollar verfügte, einschließlich Finanzvermögen und Immobilien. Das Land beherbergt 1,1 Millionen Dollar-Millionäre, während es in Deutschland, einem Land, das fast zehnmal so groß ist wie die Schweiz, im Jahr 2022 „nur“ 2,6 Millionen Millionäre gab. Allerdings gibt es eine ausgeprägte Konzentration von Reichtum, vor allem in Gegenden wie dem Zürichsee, Bern, dem Genfer See, Basel, dem Bodensee und dem Tessin.

Was motiviert die Schweizer Reiselust?

Hinsichtlich der Reisemotive ergab eine Studie von Allianz Partners aus dem Jahr 2023, dass 7 von 10 der Schweizer befragten den Wunsch äußerten, während der Ferien neue Erfahrungen zu sammeln, wobei Entspannung die Hauptmotivation sei. Wohlhabende Schweizer, so die BrandTrust Luxury Study 2019, priorisieren immaterielle Luxusgüter wie Freizeit über materielle Besitztümer und schätzen Reisen als Gelegenheit, sich von der ständigen Vernetzung zu lösen und geistige Erholung zu finden. Dieses Gefühl ist besonders stark unter Millennials, die Verreisen als unverzichtbar für einen luxuriösen und erfüllten Lebensstil betrachten. Sie schätzen das Reisen wegen der einzigartigen Abenteuer und bedeutsamen menschlichen Verbindungen, die sie im digitalen Zeitalter bieten können.

Wohin reisen Herr und Frau Schweizer am liebsten?

Bezüglich der Reiseziele planen laut der HelloSafe-Studie 55 % der Schweizer, 2024 ins Ausland zu gehen, wobei Italien, Frankreich und Spanien am höchsten im Kurs stehen. Im Gegensatz dazu beabsichtigen nur 18 %, im Inland Urlaub zu machen, was die niedrigste Rate in Europa darstellt. Dank des starken Schweizer Frankens sind Urlaube in vielen Ländern derzeit besonders erschwinglich für Menschen aus der Schweiz. Besonders in Asien, Australien und Ozeanien gaben Schweizer Reisende im letzten Jahr deutlich mehr Geld aus, wie eine aktuelle Analyse des Schweizer Finanzdienstleisters Swiss Bankers zeigt, der die Ausgaben seiner Kunden im Jahr 2023 analysierte. Fernziele gewannen an Beliebtheit. Das absolute Trendziel war Japan, mit dem größten Anstieg der Reiseausgaben um 115 Prozent. Am meisten Geld gaben die Schweizer für Einkäufe und lokale Services aus. Darauf folgten Ausgaben für Hotels, Flüge, Transport und für Restaurantbesuche.

Wie reisen die Schweizer?

Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Marketagent in der Deutsch- und Westschweiz im Juni 2024 ergab, dass 53% der Schweizerinnen und Schweizer ihre Sommerferien lieber an neuen, unbekannten Orten verbringen, während nur ein Drittel an den gleichen Ort reist. Den größten Einfluss auf die Wahl der Feriendestination haben laut der Umfrage Familien, Freunde und Bekannte, die von 66% der Befragten als wichtigster Entscheidungsfaktor genannt wurden.
Gemäß einer im Oktober 2023 veröffentlichten Studie von Hotelplan, einem führenden Schweizer Reiseveranstalter, nutzen Schweizer Reisende hauptsächlich Online-Suchmaschinen, Empfehlungen von Bekannten und Reisebüros zur Reiseplanung und -recherche. Während jüngere Generationen Instagram und TikTok für die Reiseplanung bevorzugen, spielen traditionelle Medien wie Fernsehen, Printmedien und Radio ebenfalls immernoch eine bedeutende Rolle. Die Präferenzen bei der Buchung variieren, wobei die meisten Schweizer es vorziehen, Reisen und Unterkünfte separat zu buchen. Vertrauenswürdigkeit und gute Kundenbewertungen sind entscheidende Faktoren bei der Auswahl von Reiseanbietern.

Jedoch unterscheiden sich die Reisegewohnheiten in der Schweiz nach Sprachregionen. Deutschsprachige Schweizer, die im Durchschnitt 3,0 Reisen pro Jahr unternehmen, zeigen die höchste Reiselust und bevorzugen oft Pauschalreisen. Im Gegensatz dazu buchen französischsprachige Schweizer häufig nur einzelne Reisekomponenten und bevorzugen es, bei Freunden zu übernachten. Bewohner des Tessin und der Romandie priorisieren Preisgestaltung, wobei Aktionen und Rabatte ihre Reiseentscheidungen stärker beeinflussen als in anderen Schweizer Regionen.

Bei einer Umfrage der Allianz Versicherung aus Juni und Juli 2023 gaben 68 Prozent der Schweizer Reisenden an, direkt beim Anbieter zu buchen, während 35 Prozent online bei Reisebüros oder -veranstaltern buchten. Weniger als ein Viertel der Befragten entschieden sich für das klassische Reisebüro.

Wie sollten Reiseveranstalter auf den Schweizer Markt angehen?

  • Eine Balance aus Entspannung und Erlebnissen schaffen Schweizer Reisende, insbesondere die Generation der Millennials schätzen immaterielle Luxusgüter und legen großen Wert auf einzigartige Erlebnisse sowie persönliche Erholung, einschließlich der Möglichkeit für Digital Detox. Reiseanbieter sollten daher exklusive und maßgeschneiderte Angebote entwickeln, die sowohl Entspannung als auch die Entdeckung neuer Erfahrungen wie Wellness, Kultur und Abenteuer fördern
  • Gezielte Marketing-Strategien: Angesichts der unterschiedlichen Reisegewohnheiten in den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz ist eine segmentierte Marketingstrategie entscheidend. Für Deutschschweizer sind Pauschalreisen attraktiv, während französischsprachige Schweizer eher einzelne Reisekomponenten bevorzugen. Aktionen und Rabatte sollten besonders im Tessin und der Romandie betont werden.
  • Digitale und traditionelle Marketingkanäle nutzen: Schweizer Reisende nutzen eine Mischung aus digitalen und traditionellen Medien zur Reiseplanung. Während jüngere Generationen Instagram und TikTok bevorzugen, bleiben Fernsehen, Print und Radio wichtige Informationsquellen. Reiseanbieter sollten eine breit gefächerte Marketingstrategie anwenden, die beide Kanäle effektiv einbindet.
  • Vertrauen und Bewertungen: Vertrauen und positive Kundenbewertungen sind für Schweizer Reisende entscheidend. Reiseanbieter sollten daher transparent kommunizieren, erstklassigen Kundenservice bieten und gezielt auf Bewertungsplattformen und in sozialen Medien präsent sein
  • Attraktive Fernreiseziele und Kosteneffizienz: Dank des starken Schweizer Frankens sind internationale Reisen für Schweizer besonders erschwinglich. Reiseziele wie Italien, Frankreich, Spanien, aber auch weiter entfernte Destinationen wie Japan erfreuen sich großer Beliebtheit. Anbieter sollten attraktive Pakete schnüren, die das Preis-Leistungs-Verhältnis betonen und Anreize für längere Aufenthalte bieten.

 

Indem Reiseanbieter diese Aspekte berücksichtigen, können sie effektiv auf die Bedürfnisse und Vorlieben des Schweizer Marktes eingehen und sich als bevorzugte Wahl für diese reisefreudige und wohlhabende Zielgruppe positionieren.

Quellen:Allianz Partners | Reisestudie 2023 (2023); BrandTrust Studie | Millennials und ihr Verhältnis zu Luxus (2019);Bundesamt für Statistik | Reiseverhalten der Schweizer Wohnbevölkerung 2022 (2023);Global Wealth Report von Credit Suisse/ UBS (2023);Hellosafe.ch | Sommerurlaubsstudie (2024); Statista | Reiseverhalten der Schweizer (2023); Hotelplan Group | Marktstudie Schweiz (2023);Swiss Bankers | Analyse der Transaktionen mit der Swiss Bankers Travel Card (2024)

Bild von Arnel Hasanovic auf Unsplash