Jedes Jahr gleich und doch irgendwie anders, die Planung für Silvester. Und viele fragen sich erneut: Das kommende Jahr gemütlich zu Hause einläuten oder darf es dieses Mal etwas Besonderes sein? Vielleicht eine exklusive Party in einer angesagten Metropole oder ein exquisites Dinner mit Freunden? Warum nicht auch mal ans Reisen denken und an bekannten oder neuen Orten andere Silvestertraditionen hautnah miterleben?
Die Deutschen feiern Silvester nach wie vor gerne zu Hause, wobei zunehmend mehr von ihnen auch über Neujahr verreisen. Waren es im Jahr 2022 noch rund vier Prozent, die zwischen den Jahren in die Ferne reisten, so ist die Zahl auf sieben Prozent in 2023 gestiegen. Als beliebte Reiseziele werden bei einer weiteren aktuellen Studie für dieses Jahr London, Istanbul, Barcelona, Paris und Madrid genannt. Außerhalb von Europa steht Bangkok hoch im Kurs, gefolgt von Dubai, New York oder Kapstadt. Als Reisedauer wurde ein Zeitraum zwischen ein und zwei Wochen ermittelt. Genug Zeit also, um zu relaxen, neue Erfahrungen zu machen und mit frischer Energie ins neue Jahr zu starten.
Es gibt viele Silvesterbräuche und Länder, die entdeckt und zu dieser besonderen Zeit erlebt werden wollen. In Argentinien feiert man beispielsweise an Silvester nicht nur mit riesigen Knallern und Feuerwerken, sondern auch mit Aufräumaktionen in den Wohnungen und damit Tonnen von Papier. Alte Dokumente, Fotos und alles, was kein Glück gebracht hat, wird zerschnitten und rieselt als Konfetti um Mitternacht aus den Fenstern. Buenos Aires ist die Hochburg dieses Brauchs, so dass die Stadt in der Silvesternacht schier in Papierschnee versinkt. Auch Grillen, das sogenannte Asado, gehört traditionell in Argentinien zu Silvester und wird gerne auf den Straßen zelebriert.
Die Farbe Weiß gilt in Brasilien als Zeichen der Reinheit und des Friedens und damit auch als glücksbringende Farbe fürs neue Jahr. Es ist außerdem die Farbe der Meeresgöttin Yemanjá, die für weibliche Fruchtbarkeit steht. Sie wird zum Jahreswechsel besonders von Frauen verehrt, die ihr Blumen an den Strand bringen und ins Meer werfen.
Ganz anders in Spanien: Hier gilt die Farbe Rot als Glücksbringer an Silvester. Wer an diesem Tag (und natürlich in der Nacht) rote Unterwäsche trägt, dem wird Glück in Liebesangelegenheiten vorausgesagt. Ein weiterer, sehr beliebter Brauch ist in Spanien dem Glockengeläut an der Plaza del Sol im Herzen von Madrid beizuwohnen (entweder direkt vor Ort oder via Liveübertragung im Fernsehen) und zu jedem Glockenschlag eine von zwölf Weintrauben zu essen. Wem dies gelingt, soll Glück im neuen Jahr haben. Aber Vorsicht, diese Tradition hört sich einfacher an als sie ist und kann mitunter gefährlich werden. Jeder Glockenschlag dauert nämlich nur 3 Sekunden, man sollte also vorher ein wenig üben.
Im benachbarten Portugal gibt es ähnliche Rituale. Hier werden jedoch zu jedem Glockenschlag in der Silvesternacht Rosinen gegessen. Und um das alte Jahr und die bösen Geister zu vertreiben, machen zerbrochenes Geschirr und gegeneinander geschlagene Töpfe viel Lärm. Außerdem spielt auch hier Unterwäsche (unbedingt neu und idealerweise als Geschenk) eine Rolle, allerdings darf in Portugal je nach Wunsch fürs kommende Jahr die Farbe gewählt werden: Blau soll Glück bringen, Rot steht für Liebe, Braun für Erfolg im Berufsleben, Grün für Gesundheit und Weiß für Frieden. Glück soll auch eine Münze bringen, die man um Mitternacht in der Hand hält.
Als gutes Omen für die Beziehung prosten sich in Italien die Paare zum Jahreswechsel mit einem goldenen Ring im Sektglas zu. Und genau wie bei den Spaniern soll das Tragen von roter Unterwäsche Glück in der Liebe bringen – rote Dessous sollten also bei einem Silvestertrip in den Süden Europas nicht fehlen! Was eher deutsch klingt, aber zum Jahreswechsel eine alte Tradition bei den Italienern ist: Schweinefleisch auf Linsen als Silvestermahlzeit. Die Linsen symbolisieren dabei Münzen und sollen einen Geldsegen im kommenden Jahr bringen und das Schwein steht ähnlich wie in Deutschland für Wohlstand.
Weiter nördlich in Europa, in Schottland, gehen kurz nach dem Jahreswechsel junge Männer mit Whisky, Rosinenbrot und einem Stück Kohle durch die Straßen. Wer ihnen Einlass gewährt, soll Glück im neuen Jahr haben. Eine alte Tradition, die beliebt ist und für viel Unterhaltung sorgt.
Fliegt man weiter östlich, kann man beispielsweise in Japan viele Bräuche hautnah miterleben. Hier feiert man das Neujahrsfest Oshogatsu vom 29. Dezember bis zum 3. Januar. Anders als in China, Vietnam oder Korea, wo das neue Jahr nach dem Lunisolarkalender im Februar beginnt, feiern die Japaner nach gregorianischer Zeitrechnung. Das mehrtägige Oshogatsu-Fest ist von zahlreichen Bräuchen geprägt, zu denen auch der beliebte Verzehr möglichst vieler Mochi (kleine Reiskuchen aus gestampften Klebreis) gehört, denn dies soll Glück und Gesundheit versprechen. Zum japanischen Silvester gehören außerdem Neujahrsgeschenke, der Neujahrsputz und die Neujahrskarten. Auch der Besuch eines Tempels am Neujahrstag ist obligatorisch.
Für all diejenigen, die eher auf der Suche nach spektakulären Feuerwerken vor eindrucksvoller Kulisse sind, sollten über Silvester nach New York, London, Dubai, Hongkong oder Sydney fliegen. Hier werden die Pyrotechnik-Shows teilweise monatelang im Voraus geplant und dauern zwischen 10 und 20 Minuten.
Und wie feiert man in Deutschland? Man wirft oft einen Blick in die Zukunft beim Blei- oder Wachsgießen, feiert gerne bei einem Glas Feuerzangenbowle (dieser wird vorzugsweise mit trockenem Rotwein, Gewürznelken, Zimtstangen, Sternanis, Zitronen- und Orangenschalen sowie einem mit Rum beträufeltem Zuckerhut, der verbrannt wird, zubereitet) oder stößt mit Sekt um Mitternacht an – letzteres ist laut einer Umfrage in 2023 des Statista Global Consumer Survey für 51% der Deutschen ein wichtiger Bestandteil und Brauch. Auch Feuerwerke erleuchten den Nachthimmel, um böse Geister zu vertreiben und das neue Jahr mit bunten Farben zu begrüßen. Kulinarisch greifen viele in Deutschland auf Altbewährtes zurück: Berliner, Karpfen, Raclette oder Fondue stehen in vielen Haushalten auf dem mit Luftschlangen dekorierten Tisch. Und was darf auf keinen Fall fehlen bei der deutschen Silvestertradition? Natürlich, irgendwann am letzten Tag des alten Jahres den Kultsketch „Dinner For One“ schauen. Dies gaben beim Feiertagsspecial des Statista Global Consumer Survey von 2023 33% der Befragten als wichtigen Brauch an Silvester an.
Jede Tradition könnte unterschiedlicher nicht sein und doch haben sie eines gemeinsam: Man dankt dem alten Jahr und begrüßt das neue mit guter Hoffnung. Eine ideale Gelegenheit also, um auf Reisen andere Bräuche kennenzulernen, seinen Horizont zu erweitern und das Glück in den kleinen Dingen des Lebens zu finden, egal an welchem Ort.
Quellen:
- Silvester: Traditionen und Bräuche weltweit | NDR.de – Kultur
- Silvestertraditionen weltweit: Wie wird wo Silvester gefeiert?
- Infografik: Same procedure as last year | Statista
- Infografik: Wo feiern die Deutschen Silvester? | Statista
- Statistiken zum Thema Silvester | Statista
- Über Weihnachten verreisen: Diese Urlaubsziele sind besonders beliebt – Business Insider
- Sternenregen zur Jahreswende: Hier gibt es die schönsten Silvester-Feuerwerke der Welt – Falstaff
- Silvester in Portugal – Jahreswechsel und Neujahr in Lissabon & Co.