Quelle: Afrika neu denken
„We Want to Build Bridges“ – Hanna Kleber im Dialog mit ReThinking Africa
Im aktuellen Newsletter der ReThinking Africa Foundation spricht Hanna Kleber, Gründerin von Voice4Africa, über ihr Engagement für faire Partnerschaften im afrikanischen Tourismus und ihre Motivation, nachhaltige Brücken zwischen Europa und Afrika zu bauen.
Newsletter
Juni 2025
Gesichter hinter der ReThinking Africa Foundation GmbH: Hanna Kleber, Präsidentin und Gründerin von „Voice4Africa“
ReThinking Africa ist eine deutsche Wirtschaftsinitiative mit europäischer Ausrichtung, die eine neue Perspektive auf Afrika fördern möchte. Sie setzt sich für eine pragmatischere Afrikapolitik und nachhaltige Investitionen ein, um Wirtschaft, Beschäftigung und Entwicklung voranzutreiben – jenseits traditioneller Klischees.
Diesen Monat möchten wir eine weitere Persönlichkeit hinter der ReThinking Africa Foundation vorstellen – jemand mit Vision und Engagement für einen echten Perspektivwechsel im Umgang mit Afrika.
Über Hanna Kleber:
Hanna Kleber ist seit 45 Jahren in der Tourismusbranche tätig und widmet sich seit über 20 Jahren dem Tourismus in Afrika. Als Gründerin und CEO der PR- und Marketingagentur KLEBER GROUP hat sie maßgeblich dazu beigetragen, Südafrika und Namibia als Top-Reiseziele im deutschsprachigen Raum zu etablieren und neue Destinationen auf dem afrikanischen Kontinent zu entwickeln – unter anderem in Uganda, Sambia, Kenia, Angola und vielen weiteren Ländern.
Während der Pandemie gründete sie die Initiative Voice4Africa, um auf die dramatischen Auswirkungen von Reisebeschränkungen auf Menschen sowie auf Natur- und Artenschutz in afrikanischen Destinationen aufmerksam zu machen. Die Initiative setzt sich weiterhin für die Förderung des Tourismus von Europa nach Afrika ein – als Mittel zur Völkerverständigung und als Motor für nachhaltige Entwicklung.
Als Gründungsmitglied der Wirtschaftsinitiative ReThinking Africa engagiert sich Hanna Kleber zudem dafür, Investitionen aus Europa in den afrikanischen Tourismussektor zu lenken – mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze zu schaffen, Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe zu ermöglichen und einen positiven Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung afrikanischer Länder zu leisten.
Was hat Sie motiviert, sich bei RTA zu engagieren, und welche persönlichen oder beruflichen Erfahrungen haben Sie inspiriert?
Ich war schon immer fasziniert vom enormen Potenzial des afrikanischen Kontinents – kulturell, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Als Gründerin der Initiative Voice4Africa, die sich für ein differenzierteres und zeitgemäßes Afrikabild im Tourismus einsetzt, sehe ich täglich, wie viel Potenzial in afrikanischen Ländern steckt – aber auch, wie oft dieses Potenzial übersehen oder nicht nachhaltig gefördert wird. Deshalb war es für mich ein logischer Schritt, mich auch bei RTA zu engagieren, da beide Plattformen das Ziel verfolgen, afrikanische Stimmen zu stärken und neue Partnerschaften auf Augenhöhe zu fördern.
Beruflich berate ich seit vielen Jahren verschiedene afrikanische Länder, Hotels und Fluggesellschaften im strategischen Tourismusmarketing. Diese Arbeit hat mir nicht nur tiefe Einblicke in das Potenzial des Kontinents verschafft, sondern auch persönliche Beziehungen und ein großes Netzwerk geschaffen, das ich nun in mein Engagement einbringe. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch Kommunikation, Investitionen und Austausch gemeinsam viel mehr erreichen können – für eine partnerschaftlich geprägte Zukunft zwischen Europa und Afrika.
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Arbeit bei RTA, und was möchten Sie langfristig durch Ihr Engagement erreichen?
Durch mein Engagement bei RTA möchte ich konkrete Impulse für eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent geben – insbesondere im Bereich der nachhaltigen Tourismusentwicklung.
Als Vertreterin der Reisebranche bringe ich gezielt meine Erfahrung ein, um Investitionen in afrikanische Destinationen zu lenken, neue Reiseorte auf dem Kontinent zu erschließen und ihre Sichtbarkeit auf dem europäischen Markt zu erhöhen. Dadurch entstehen wichtige Arbeitsplätze, vor allem in ländlichen Regionen, die direkt vom Tourismus profitieren können.
Langfristig wünsche ich mir, dass unsere Arbeit bei RTA dazu beiträgt, überholte Narrative über Afrika zu überwinden. Wenn wir den Fokus auf Chancen statt Defizite legen, kann sich das Bild Afrikas bei uns zu einem zukunftsgerichteten Kontinent voller Innovation, kultureller Vielfalt und unternehmerischer Dynamik wandeln.
Ich setze mich dafür ein, dass afrikanische Unternehmerinnen und Unternehmer mehr Sichtbarkeit und Zugang zu internationalen Märkten erhalten – und dass deutsche Unternehmen verstärkt in Afrikas Zukunftsmärkte investieren – mit Respekt, Transparenz und kulturellem Verständnis.
Wie schätzen Sie die aktuellen wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent ein, und welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie?
Afrika ist ein Kontinent im Wandel. Viele Länder verzeichnen starkes Wirtschaftswachstum, haben junge, dynamische Bevölkerungen und digitalisieren sich zunehmend. Gleichzeitig stehen zahlreiche Regionen vor großen Herausforderungen – etwa in der Infrastruktur, Bildung oder im Zugang zu Wasser und Energie.
Genau hier kann Tourismus als Katalysator wirken: In vielen afrikanischen Ländern entwickeln Lodges und Hotels innovative, nachhaltige Lösungen – etwa autonome Energieversorgung mit Solarstrom, Grauwasser-Recycling zur Wassernutzung oder Bauweisen mit lokalen Materialien. Diese Ansätze entstehen direkt vor Ort – aus Notwendigkeit – und zeigen eindrucksvoll, wie lokale Akteure eigene Antworten auf globale Herausforderungen finden.
Das ist ermutigend und zeigt: Wer Afrika heute als Partner versteht, investiert in die Zukunft.
Wie sehen Sie die Rolle von Initiativen wie RTA zur Förderung von nachhaltigem Wachstum und Entwicklung in Afrika, und welche Bereiche sollten Ihrer Meinung nach priorisiert werden?
Mit RTA können wir Brücken zwischen afrikanischen Unternehmerinnen und Unternehmern und internationalen Märkten bauen, Vertrauen schaffen und faire Rahmenbedingungen fördern. Besonders wichtig sind mir die Themen lokale Wertschöpfung, Wissensaustausch, unternehmerische Unterstützung und Infrastrukturentwicklung.
Aus meiner Sicht steht die Infrastrukturentwicklung sogar an erster Stelle. Ohne funktionierende Straßen, Energieversorgung, Wasserwirtschaft und digitale Netze kann nachhaltige Entwicklung nicht gelingen. Infrastruktur ist die Grundlage für alles Weitere – auch für soziale Stabilität. Gleichzeitig schafft Infrastruktur Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Unternehmertum – sie ist das Fundament für Chancengleichheit und regionale Entwicklung.
Wenn Regionen erreichbar und zuverlässig versorgt sind, können dort in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung neue Reiseziele entwickelt und wirtschaftlich tragfähig gemacht werden. Damit sind wir wieder beim Tourismus – einem Bereich, den ich aufgrund meines beruflichen Hintergrunds als besonders relevant betrachte. Nachhaltig gedacht, kann Tourismus ein kraftvoller Hebel für Beschäftigung, lokale Wertschöpfung und sozialen Zusammenhalt sein. Tourismus schafft entlang der gesamten Wertschöpfungskette Arbeitsplätze – in der Landwirtschaft, im Handwerk, im Transportwesen, in der Gastronomie und in der Hotellerie.
Besonders bemerkenswert ist, dass weit über die Hälfte der Arbeitsplätze im afrikanischen Tourismussektor von Frauen besetzt sind. Auch junge Menschen profitieren stark – gerade in ländlichen Regionen, in denen es häufig kaum Alternativen gibt. Tourismus ist einer der wenigen Sektoren, der Wachstum mit kulturellem Austausch, Umweltbewusstsein und sozialer Verantwortung verbinden kann.
Ein weiterer Schlüsselbereich ist Bildung. Nachhaltige Entwicklung braucht Wissen, Qualifikationen und Selbstwirksamkeit. Wir brauchen Ausbildungsprogramme in Hotellerie, Tourismusmanagement, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Unternehmertum. Auch hier kann RTA Brücken schlagen – zwischen afrikanischen Bildungseinrichtungen, der Privatwirtschaft und internationalen Partnern.
So kann ein echter Entwicklungsmotor entstehen: lokal getragen und wirtschaftlich tragfähig. Durch Investitionen in die genannten Bereiche entstehen nicht nur neue Perspektiven vor Ort – sondern auch ein neues Bild Afrikas als Kontinent der Chancen. Ein Bild, das wir in Europa dringend neu zeichnen müssen.
VOICE4AFRICA ist eine Initiative der KLEBER GROUP, einer Full-Service-PR-Agentur mit Spezialisierung auf Tourismus und umfassender Afrika-Expertise. In Zusammenarbeit mit afrikanischen Reiseveranstaltern fördert die Initiative verantwortungsvollen Tourismus nach Afrika – als Mittel internationaler Verständigung und als Motor nachhaltiger Entwicklung. Voice4Africa ist Gründungsmitglied der Wirtschaftsinitiative ReThinking Africa und Gewinner des Corps Touristique Award for International Understanding.